Denkmal: Die St. Remberti-Kirche Bremen
Warum Sie ein Baudenkmal ist…
Selbst vielen Gemeindemitgliedern ist nicht bekannt, dass ihre Kirche unter Denkmalschutz steht. Was ist denn auch so Besonderes am „Landhaus Gottes“, wie sie machmal liebevoll genannt wird.
Dazu einige Passagen aus dem Gutachten, mit dem das Kirchengebäude 1995 unter Denkmalschutz gestellt wurde:
„Die 1951 eingeweihte Remberti-Kirche ist die sechste Kirche ihres Namens in Bremen. Nach dem zweiten Weltkrieg, in dem die fünfte, 1871 nach Plänen von Heinrich Müller in neugotischen Formen fertiggestellte Kirche zerstört worden war, erbaute die Gemeinde in Schwachhausen eine neue Kirche. Entworfen wurde sie von Eberhard Gildemeister, der in den fünfziger und sechziger Jahren einer der führenden Architekten Bremens war. Er war in seiner Grundhaltung konservativ, viele seiner Bauten stehen der Stuttgarter Schule nahe. Sie sind hervorragend proportioniert, gut detailliert und von zurückhaltender Eleganz. Gildemeister entwickelte seine Bauformen häufig aus der heimischen niederdeutschen Bautradition; so auch im Fall der Rembertikirche. Charakteristisch für seinen Stil ist weiterhin die Schlichtheit und Klarheit der Innenräume, die ihren noblen Charakter durch die sorgfältige Abstimmung und handwerklich liebevolle Verarbeitung traditioneller Baustoffe erhalten. Hervorzuheben ist auch sein besonderes Talent zur wirkungsvollen und sensiblen Einpassung seiner Bauten in landschaftliche Räume, das er auch bei der Anlage von St. Remberti unter Beweis stellte.
Die Remberti-Kirche ist ein einfacher, kleiner Saalbau mit Backsteinverblendung, tief herabgezogenem, bergendem Walmdach mit Pfannendeckung und mittigem, grazilem Dachreiter mit schwungvoll modernisiertem barockem Helm. Ihre Grundform (Saalkirche mit Walmdach und Dachreiter) nimmt bewußt die Baugestalt der vierten Remberti-Kirche von 1736 auf, die ihrerseits auf das Vorbild der diesen nachreformatorischen bremischen Predigtkirchentypus begründenden ehemaligen St.-Pauli-Kirche in der Neustadt (1682) zurückgeht. Gildemeister variierte den Typ auf eigenständige Weise, indem er das Dachvolumen kräftig steigerte und dem Saalbau vier an niedersächsische Hallenhäuser erinnernde „Kübbungen“ hinzufügte, die Nebenräume (Sakristei etc.) aufnehmen; Anleihen bei traditionellen landwirtschaftlichen Gebäudeformen für den Kirchenbau machte er auch bei St. Magni.
Das Innere besitzt eine helle, freundliche, zugleich ländlich-einfache und festliche Stimmung. Der harmonische, warme Farbkontrast der weitgehend im „Rohzustand“ belassenen Baumaterialien (Backsteinsichtmauerwerk der Seitenwände, Backsteinfußboden; abgehängte Tonnendecke, vereinfacht barockisierendes Gestühl, Kanzel, Empore und Orgelprospekt aus hellem Holz) bestimmen wesentlich den Raumeindruck. Die schlichte Raumschale erweist sich als ideale Folie für das nahezu einzige Schmuckstück, das Barlach-Kruzifix (1918). Die noble Schlichtheit der Kirche ist nicht nur der künstlerischen Handschrift Gildemeisters zu verdanken, sondern auch Ausdruck der begrenzten materiellen Mittel nach Kriegsende: Sie wurde als „Notkirche“ errichtet und hat als solche den Charakter eines zeitgeschichtlichen Dokuments.“
Ergänzt werden muss diese Gesamtschau noch um die im Gutachten nicht erwähnten Glasfenster im Altarraum des Bremer Glasmalers Heinz Lilienthals. Er war einer der für den Kirchenbau der Nachkriegsjahre wegweisenden deutschen Künstler.
Holger Detjen
St. Remberti-Gemeinde Bremen