Julia Webner, unsere Diakonisch-pädagogische Mitarbeiterin, im Interview mit Florian Reible aus dem Öffentlichkeitsausschuss.
Wie ist es nach so langer Zeit wieder nach Hohenfelde zu fahren?
Die Erleichterung, als wir dann endlich in den Bus einsteigen konnten, war nach den vielen Änderungen und Verordnungen der einzelnen Bundesländer riesengroß. Jetzt nach der langen Vorbereitungszeit dann tatsächlich in Hohenfelde zu sein, ist einfach toll! Das Arbeitswochenende im Frühjahr war für mich aber auf jeden Fall sinnvoll, um ein Gefühl für die Abläufe, Kniffe und Geheimnisse Hohenfeldes zu bekommen. Die Tätigkeiten und Zuständigkeiten der Hauptamtlichen Leitung unterscheiden sich dann doch von denen der ehrenamtlichen Jugendleitenden und meiner persönlichen Erfahrung als Jugendleiterin.
Wie wichtig ist es, dass die Konfirmand*innenfreizeit nach einem Jahr Zwangspause nun wieder in Hohenfelde stattfinden kann?
Wir haben schon gemerkt, dass der Ort Hohenfelde ganz wesentlich für die Verbundenheit und emotionale Involviertheit der Gemeindezugehörigkeit ist. Die digitalen Angebote konnten dort nur bedingt greifen und können hier niemals das Analoge, also insbesondere die Erfahrungen und die Gemeinschaft der Konfirmand*innen vor Ort, ersetzen. Freizeiten sind dabei im Allgemeinen ein wesentlicher Lern- und Erfahrungsort für Jugendliche, bei denen der Austausch mit- und untereinander eine zentrale Rolle einnimmt.
Nicht zu unterschätzen ist außerdem, wie sehr eben auch die Jugendlichen unter der anhaltenden Pandemie und den damit einhergehenden Einschränkungen leiden. Die Freizeit wird entsprechend von den Konfirmand*innen an- und wahrgenommen! Für uns im Leitungsteam sowie für die Jugendleitenden fühlt sich die diesjährige Freizeit in jeglicher Hinsicht intensiver (ich denke da an die Emotionen, den Zusammenhalt, die Wünsche) und extremer (Grenzen, Regeleinhaltung und Bedarfe) an.
Nach vielen Überlegungen im Vorfeld konnte ja nun doch der ganze Jahrgang zwei Wochen fahren…
…was von ganz zentraler Bedeutung ist! Dieser Konfirmand*innen Jahrgang sieht und erfährt sich in Hohenfelde das erste Mal in der Großgruppe und kann sich so auch als ein Jahrgang, eine Gemeinschaft, begreifen! Andere Pläne hätten dies nur in Ansätzen ermöglicht. Trotz des Planungsaufwands im Vorfeld ist die Durchführung einer gemeinsamen großen Freizeit auch im Hinblick auf die Organisation und Belastung der Betreuenden und Hauptamtlichen nachhaltiger.
Neben den gruppendynamischen und organisatorischen Faktoren spielt natürlich auch der inhaltliche eine große Rolle für die Dauer der Freizeit. Das Konfirmand*innenprojekt„Abenteuer Religion“, welches wir hier in Remberti umsetzen, benötigt diesen zeitlichen Rahmen von zwei Wochen in den Sommerferien, da sonst viele Inhalte und Aktivitäten hätten ausgelagert werden müssen.
Wo erlebt ihr Einschränkungen?
Die Hygienemaßnahmen und -regeln bestimmen natürlich auch weiterhin die Abläufe. So konnten wir nur getestete und geimpfte Religionsgäste einladen, was die Auswahl der Referenten natürlich deutlich einschränkte. Auch können keine Angehörigen zu den Taufen kommen, weshalb wir für einen geschlossenen Livestream via Youtube für sie eingerichtet haben. Beim gemeinsamen „Wir dürfen Singen“ im Großen Tagesraum werden Masken getragen, was die Akustik und Lautstärke immens eindämmt. Wegen der Sitzplatzbegrenzung während der Mahlzeiten haben wir das Spielhaus als zweiten Speisesaal dazu genommen, was wegen der längeren Wege sowie zusätzlichen Reinigung und Auf- und Abdeckens gerade am Anfang zu sehr langen Backschaften führte! Der Ausflug nach Lübeck, der Besuch der Straußenfarm in Hohenfelde sowie der Besuch im Strandmarkt des Vertrauens „Klein Karstadt“ entfallen ebenfalls…die Kantine ist entsprechend ausgelastet, es musste bereits mehrfach nachbestellt und in Schönberg eingekauft werden!
Für die Leser*innen, die mit den Abläufen in Hohenfelde nicht (mehr) so vertraut sind – wie läuft so eine Freizeit denn ab?
Eigentlich beginnt die Freizeit schon auf dem Gemeindeparkplatz: alle (Jugend-)Leitenden tragen „I LOVE HF“ T-Shirts, die Materialien und das Reisegepäck werden verstaut und ab dem Abbiegen der Busse auf die Strandstraße wird epische Musik (Heart of Courage – Thomas Bergersen) gespielt. Vor dem großen Tor zum Gelände stehen dann immer die Jugendleitenden, die für den Zeltaufbau bereits ein paar Tage früher angereist sind und halten die Speckflagge hoch. Bei der Ankunft in Hohenfelde herrscht immer große Aufregung. Nicht alle kennen Hohenfelde, sodass am ersten Tag viel in der Zimmer- und Zeltbesprechung thematisiert wird und im Anschluss das Gelände erkundet wird.
Der „klassische“ Hohenfelde Tag beginnt dann mit dem Wecken, einer Auswahl verschiedener Frühsportprogramme, worauf dann das Frühstück folgt. Der thematische Einstig in den Religionstag beginnt meistens mit dem Plenum um 10 Uhr. Dort werden die unterschiedlichen Religionen und Glaubensrichtungen vorgestellt. Im Rahmen des Konfirmand*innenprojekts „Abenteuer Religion“ arbeiten die Jugendleitenden in Absprache mit dem Leitungsteam entsprechende Präsentationen, interaktive Aktionen und Angebote zu u.a. Indigenen Glaubensrichtungen, Hinduismus, Buddhismus, Islam, Judentum und Christentum aus. Gestern hatten wir zum Beispiel als Thema „Der Jude Jesus“, morgen stehen dann die Taufen auf dem Programm –19 der Konfirmand*innen werden entsprechend Ihres Wunsches in der Ostsee getauft! Die anschließende Feier mit Tee und Kuchen, die Übergabe und Gestaltung ihrer Bibeln sowie die Fete am Abend machen den Tag für alle Beteiligten zu einem Höhepunkt der Freizeit.
Insgesamt wollen wir, das Leitungsteam und die Jugendleitenden, den Jugendlichen mit dem „Abenteuer Religion“ religiöse Kompetenz und Spiritualität vermitteln sowie die Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben anregen. Das Erleben der Gemeinschaft und der christlichen Werte, wie wir sie in Remberti leben, prägen die Konfizeitebenfalls. Umso mehr freuen uns, dass wir nun wieder eine Freizeit in Hohenfelde verbringen können, wo aufgrund der Dauer, Nähe, Geschlossenheit und Gemeinschaft eben alles intensiver ist!