Ein Nachruf

von | 03. Juni 2021

Am Pfingstmontag erreichte mich die traurige Nachricht, dass Prof. Dr. Gerd Lüdemann am Pfingstsonntag gestorben ist. Das hat mich sehr bewegt. Viele aus unserer Gemeinde kennen ihn, haben seine Bücher gelesen und diskutiert. 2015 war er zu Gast im religionsphilosophischen Salon unserer Gemeinde. Damals sprach er über die „Bibel der Häretiker“ – so bezeichnete Gerd Lüdemann die bei Nag-Hammadi gefundenen Schriften, die aus einer Periode stammten, in der es noch keinen Kanon des Neuen Testaments gab. Sie warfen ein neues Licht auf die Rechtgläubigkeit und Ketzerei im frühen Christentum. Ein Thema ganz so wie man es von ihm erwartete.

Gerd Lüdemann ist ein großer kritischer Geist gewesen, mit Rückgrat und er hat für große Aufregung in Kirchen und Universitäten gesorgt. Er zog aus seinen Forschungsergebnissen Konsequenzen und löste sich vom christlichen Offenbarungsglauben und so mancher theologischen und kirchlichen Lehrmeinung. Für großen Wirbel sorgten seine Bücher „Der große Betrug“, „Ketzer“ oder „Im Würgegriff der Kirche“. Dies hatte zur Folge, dass ihm seine Professur für das Neue Testament an der Universität Göttingen, die er von 1983 bis 1999 innehatte, entzogen wurde. Trotz eines jahrelangen Rechtsstreites durfte er als Theologe nicht mehr unterrichten, sondern lehrte bis zu seinem Ruhestand 2011 „Geschichte und Literatur des frühen Christentums“. Zuletzt forschte er an der Vanderbilt Divinity School in Nashville.

Ich bin dankbar, dass ich ihm einige Male persönlich begegnet bin, wir geistreiche Gespräche führen konnten. Ein streitbarer Geist. Ein wunderbarer Wissenschaftler.

Seiner in Bremen lebenden Schwester, seiner lieben Frau und seiner Familie senden wir unser herzliches Beileid.

Pastorin Isabel Klaus

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