Bericht des Verwaltenden Bauherren | November 2020

von | 16. November 2020

Liebe Mitglieder des Konvents an St. Remberti, 

es ist wirklich ein ungewöhnlicher Weg, auf dem ich in diesem Jahr meinen Bericht über die zweite Hälfte 2020 gebe. Ich habe beim Schreiben das Gefühl, als schriebe ich Ihnen einen Brief und gäbe kein trockenes Statement ab. Diepersönliche Ansprache ist mir wichtig. Weil ich gerade in dieser Zeit, in der so viele Kontakte unterbrochen werden und Begegnung so schwer möglich ist, spüre, dass wir alsGemeinde im Kern dieses sind: Menschen, die miteinander verbunden sind.

In der Hoffnung, die uns erfüllt, in der Solidarität, die stärkt, in feierlichen Momenten, in Bastel- und Interessengruppen, in Hohenfelde, bei der Gartenarbeit rund um das Gemeindehaus oder auch in einem unserer Ausschüsse: Über alledem liegt nun der Corona-Schleier, es ist eine Zeit von Selbstdisziplin und Vermeidung, von Angst und Furchtsamkeit, von „Lieber nicht“ statt „Jetzt erst recht!“

Zwei Personalien zeigen zuerst, dass dennoch vieles bei Remberti voran geht: Unsere neue Kantorin hat ihre Arbeit aufgenommen und wirkt nun schon seit einigen Monaten unter uns. Am Reformationstag haben wir sie „offiziell“ in Remberti begrüßt. Wir haben uns darüber freuen können, dass sie in den letzten Monaten durch Arbeit in Kleingruppen die Chöre lebendig halten konnte. Sie hat ein sehr schönes Konzert mit dem Asambura Ensemble veranstaltet. Vor allem hat sie musikalisch ansprechende Gottesdienste gestaltet, in denen sie, und das hat mir besonders gefallen, immer wieder auf die in der Gemeinde vorhandenen musikalischen Talente gesetzt hat. Wir spüren alle, dass mit Lea Vosgerau eine neue gute Phase der Kirchenmusik an St. Remberti begonnen hat, die Profil, aber auch Breite in die Gemeinde hinein verspricht.

Ich bedauere es sehr, dass wir uns bisher noch nicht von Rolf Quandt und seiner Frau Christiane verabschieden konnten, um Ihnen für die fruchtbare Arbeit, die zwischen zwei Gemeinden aufgeteilt war (und zwei Gemeinden verbunden hat!), zu danken. Das wollen wir im ersten Quartal des neuen Jahres nachholen, selbst wenn dann durch die Corona Beschränkungen auch diese Feier viel Lücken lassen muss: Kein Gedrängel um das Büffet, auf das wir wohl noch für einige Zeit verzichten müssen, leider!

Am 1. November hat Frau Pastorin Esther Joas, die wir in unserem Frühjahrskonvent im Bremer Dom gewählt haben, ihre Arbeit aufgenommen. Und sich sogleich mit voller Energie in die Konfirmandenarbeit gestürzt. Wir sind nun wieder mit drei Pastor*innen „aufgestellt“. Dies Modewort „aufgestellt“ kommt aus dem militärischen Sprachgebrauch und gefällt mir eigentlich nicht so sehr. Aber es bezeichnet immerhin, dass wir durch die verschiedenen Begabungen und Persönlichkeiten unserer Pastor*innen auch ein strategisches Ziel verfolgen: Unterschiedliche Altersgruppen und Interessen in unserer Gemeinde anzusprechen. Die Aufteilung zwischen den drei „Säulen“ Kinder, Jugend, Alter wird in der bisherigen Zuordnung beibehalten werden, wobei wir Bauherr*innen allerdings Wert darauflegen, dass es dennoch Überschneidungen, Vermischungen, gemeinsame Projekte gibt.

Ich füge noch dieses hinzu: Der Remberti-Gemeinde hat aufgrund ihrer Tradition immer wieder die Aufgabe gestellt, Menschen in unterschiedlicher Distanz zur Kirche ansprechen, theologisch nicht dogmatisch, aber immer theologisch-pointiert zu sein. Das ist das Eine. Das andere ist Wärme der Ansprache, Gemeinschaftlichkeit, Erreichbarkeit der Hauptamtlichen, kurz: gute Seelsorge. Für die Erfüllung dieser beiden Aufgaben sind wir, was unsere Ausstattung mit Hauptamtlichen angeht, nun wirklich sehr gut gerüstet!

Denn es kommt ja noch eine dritte Personalie hinzu, hier muss ich zuerst mit einem „Bedauern“ beginnen. Ich bedauere außerordentlich, dass wir im Konvent, den er so viele Jahre mitgestaltet hat, Helmut Holtmann nicht persönlich verabschieden können. Auch hier ist aufgeschoben nicht aufgehoben, wir werden das in einem geeigneten Kreis nachholen. Viele von Ihnen werden, genau wie ich, Herrn Holtmann noch aus seiner Zeit mit Pastor Helmut Langel und der grandiosen Theaterarbeit damals kennen. In Hohenfelde hat er mit -zig Konfirmandenjahrgängen das „Abenteuer Religion“ mitgeprägt. Er war als Mitarbeitervertreter in unserer Gemeinde und für die BEK aktiv, hat kenntnisreich und gelassen in unserem Büro gearbeitet. Das sind bloß dürre Worte, wir freuen uns, dass er uns für eine Übergangszeit noch weiter bei der Konfirmandenarbeit hilft. Denn wir sind mit der Neubesetzung der Stelle für eine Gemeindepädagogin fast fertig, ich hätte gerne schon den Namen präsentiert, aber vor dem Abschluss des Anstellungsverfahren möchte ich das nicht tun. Schließlich muss es mindestens einen Grund geben, dass Sie weiterhin immer wieder auf die Webseite der Gemeinde klicken, da wird er dann bald erscheinen. Wir sind sehr sicher, dass wir eine tolle Wahl für die Gemeinde getroffen haben, die unserer Kinder- und Jugendarbeit zusätzliche Impulse geben wird. 

Im nächsten Jahr heißt es dann zwei weitere Male: „Abschied und Willkommen“. 

Wir müssen uns von unserem Küster Günter Pohlmann, der in den letzten Monaten mit großer Gewissenhaftigkeit die uns gegebenen Auflagen an Hygiene und Kontaktvermeidung umgesetzt hat, verabschieden. Für das Büro und für den Küsterdienst waren das Monate einer großen Umstellung, in der flexible und neue Lösungen gefragt waren.

Und außerdem bekommt der Kindergarten eine neue Leiterin. Auf beiden Feldern hat der Prozess der Neubesetzung schon begonnen. Wir haben ja vor drei Jahren den Kindergarten in die Obhut des Landesverbandes Evangelischer Kindertageseinrichtungen gegeben und sind froh darüber, dass wir bei der Neubesetzung der Stelle weiterhin eine starke gleichberechtigte Stimme haben.

Die Neubesetzungen geben mir Gelegenheit, die Arbeit unserer Ausschüsse, die so etwas wie Kerne unserer ehrenamtlichen Arbeit sind, zu würdigen:


• Bei der Wahl der Gemeindepädagogen hat den Bauherren ein Ausschuss zur Seite gestanden, der mit Jugendleitern und anderen Leuten „vom Fach“ (zum Beispiel der stellvertretenden Leiterin unseres Kindergartens) besetzt war. 

• Die Wahl der Kantorin wurde durch einen entsprechenden Ausschuss vorbereitet, das Ergebnis spricht für sich.

• Die Arbeit des Öffentlichkeitsausschusses, der uns in die digitale Zukunft katapultiert hat, habe ich schon verschiedentlich hervorgehoben, deswegen will ich mich hier nicht wiederholen. Er hat ein Kommunikations- und damit Kontaktnetz gespannt, ohne dass wir in dieser Dreh-dich-nicht-um, Corona-geht-um-Zeit aufgeschmissen gewesen wären.

• Im Bauausschuss – mit seinem Vorsitzenden Dr. Jensen, der „echte“ Bauherr, planen wir die Umwidmung von zwei Räumen im Gemeindehaus zu Arbeitszimmern und achten ständig auf den baulichen Zustand unserer Gebäude. Haben Sie gesehen, dass seit einiger Zeit einige Gemeindeglieder sich mit Hingabe der Verbesserung unserer Anlagen gewidmet haben? Nicht nur der Finanzanlagen, sondern auch der Gartenanlagen. Alles Impulse aus den Ausschüssen. 

• Apropos Finanzen: Die Arbeit des Finanzausschusses haben Sie im letzten Konvent mit der Vorstellung des Haushalts durch Herrn Graunke erlebt, der uns einen guten Abschluss für 2020 präsentieren konnte, uns aber auch auf die härteren Zeiten eingestimmt hat, die kommen werden, wenn deutlich werden wird, welche Spur der Verwüstung Corona durch unsere Finanzen gezogen hat.

• Und ohne die Arbeit des Verfassungsausschusses, der, unter der Leitung von Dr. Hintze, hohen juristischen Sachverstand versammelt, hätten wir keinen Weg gefunden, den Konvent – trotz der Einschränkung der Versammlungsfreiheit – arbeitsfähig zu halten.

• Der Perspektivausschuss litt leider an pandemischem Handlungsaufschub: Da hatten wir in einigen Sitzungen eine Klausurtagung des Kirchenvorstandes vorbereitet, die so etwas wie ein Startschuss für die neue Remberti-Konstellation sein sollte. Aber die Einschränkungen für die Coronazeiten zwangen uns zur Absage. Und ein Sommerfest, das unter anderem Christiane Rieve schon mit großen Enthusiasmus vorgeplant hatte, fiel … ins Wasser.

Ja mach nur einen Plan und sei ein großes Licht und mach noch einen anderen Plan  Jens Spahn mag beide nicht. So ging es auch mit unserem Basar, zu dem der Basarkreis so einen schönen Notfallplan ausgearbeitet hatte… geh’n tun sie beide nicht. Ein Jahr ohne Weihnachtsbasar! Eigentlich nicht vorstellbar. 

Arbeiten…mit zuerst weiten Perspektiven, Notfallplänen, Kurzzeitlösungen … das galt natürlich besonders für Hohenfelde. Ich kann nur meinen großen Dank an das Heimleiterpaar in Hohenfelde aussprechen, die alles, was möglich war, ermöglicht haben, Hygienepläne aufgestellt etc. Die Hygienebestimmungen für die Beherbergungsstätten in Schleswig-Holstein wurden bald zu meiner geliebten Wochenlektüre. Und doch, die Konfirmandenfreizeit mussten wir absagen, auch die Freizeit in den Herbstferien. Ein unverzichtbares Element der Steuerung von Hohenfelde ist dabei der Hohenfelde-Lenkungsausschuss, in dem Markus Elbrecht, Sven Jensen, Jan Brüning, Michael Smidt die Schäden für Hohenfelde so gering wie möglich zu halten versucht haben. Dass dann am Ende ein Riesenloch in der Kasse bleibt und wir zusehen müssen, wie wir in den nächsten Jahren die finanziellen Verluste auffangen und gleichzeitig die nötigen Erneuerungsarbeiten weitertreiben, steht auf einem anderen Blatt.

Hoffnung macht mir dabei, wie großzügig Mitglieder der Gemeinde Hohenfelde unterstützt haben. Ein besonderes Highlight war die Freizeit, die Anke Zierau und Lars Beulke (die ich hier stellvertretend nenne!) für geflüchtete Menschen spontan organisiert hatten. Und mit welch großartiger Spendenbereitschaft wurde dieses Unternehmen unterstützt! Das zeigt, dass wir, wenn wir plausible, konkrete Projekte unternehmen, die Solidarität und Mitmenschlichkeit fördern, auch Leute finden, die uns helfen und unterstützen. Das ist ermutigend!

Natürlich gehört zu den „aufgeschobenen Dingen“ auch die Verabschiedung der ausscheidenden Mitglieder des Kirchenvorstands und vor allem die Verabschiedung von Dörte Friemel als Bauherrin der Gemeinde. Ich werde hier jetzt keine Würdigung formulieren, gerade hier kommt mir alles auf persönliche Ansprache an: Dörte hat unglaubliche 12 Jahre als Bauherrin für Remberti zur Verfügung gestanden. Mit ihrer tiefen Verbindung zur Geschichte und Theologie unserer Gemeinde verkörpert sie diese wie wenige andere. Alles das werden bei anderer Gelegenheit ausdrücken und würdigen können. 

Mir ist die Verbindung mit unseren ehrenamtlichen,engagierten Mitgliedern immer besonders wichtig gewesen: Wir alle tragen unsere Gemeinde, und die Bauherren sollten sich als Teil und nicht als Krone im Blätterwerk der Gemeinde sehen.

In meinen beiden Jahren als Verwaltender Bauherr habe ich bei meinen Berichten an Sie immer ein Beispiel herausgesucht für das, was ich als den Geist der Gemeinde empfinde. Allunsere Organisation ist ja kein Selbstzweck, sondern hat nur dem einen Zweck zu dienen: Ein Gefäß des Geistes zu sein! Diesmal möchte ich eine kleine Beobachtung mit Ihnen teilen, die ich schon bei der Begrüßung von Lea Vosgerau erzählt habe.

Manchmal, wenn der Bauherr in der Abenddämmerung noch in das Gemeindehaus geht, vielleicht, weil er eine banale Unterschrift vergessen hat, steht er in unserem schönen Empfangsbereich mit den beiden nach oben schwingenden Treppen und dann erklingt auf einmal von irgendwoher Musik. Eine der vielen kleinen Gruppen, die Frau Vosgerau bilden musste, um den Chor in dieser Zeit zu erhalten, probt gerade. Von irgendwoher kommt Musk, und ich stehe da und lausche, für einen Moment herausgerissen aus meinem Alltag.

Das sind schöne Momente, und es macht uns klar, warum wir eine Kantorin und Organistin brauchen: weil doch ein Klang in der Welt ist, ein Klang, den wir häufig überhören, zudecken. Wir Abgelenkte, wir Süchtige des Informationskonsums, wir Geschäftige, wir, die wir so selten ganz bei uns selbst sind.

Und hier, da, auf einmal ertönt er, im Halbdunkel des Gemeindehauses: der Klang, der uns alle verbindet, ein Klang, der unser Herz erfüllen kann, und den Lea Vosgerau und ihre Chorgruppen stellvertretend für uns alle anstimmen.

Danke, dass Sie so viel in diesen schwierigen Wochen gesungen haben!

So fern ist das Ende des Jahres nicht mehr. Und ich kann ehrlich sagen, dass ich ein bisschen froh bin, den Stab des Verwaltenden Bauherren an Martin Eckardt weiterzugeben, dem ich dann noch zwei Jahres als Stellvertreter zur Verfügung stehe. Die Heilige Dreieinigkeit ist zwar in unserer Gemeinde theologisch umstritten, ich bin aber sicher, dass wir auch mit der neuen Bauherrin wie bisher als „Drei in Eins“auftreten werden. Die gute Zusammenarbeit im Bauherrenkollegium und mit den Gremien der Gemeindewaren ein echter Kraftquell für mich. 

Trotz allem Positiven muss ich schon manchmal an die englische Königin denken, wenn ich auf dieses Coronajahr zurückblicke. Über das Jahr 1992, in dem sich ihr SohnAndrew von seiner Frau trennte, Charles von Diana, Tochter Anne von ihrem Ehemann, intime Notizen von Diana auftauchten und zu allem Überfluss noch Schloss Windsor brannte, hat Elisabeth gesagt:

1992 is not a year on which I shall look back with undiluted pleasure. In the words of one of my more sympathetic correspondents, it has turned out to be an annus horribilis. (1992 ist kein Jahr, auf das ich mit reiner Freude zurückblicke. Ein einfühlsamer Brieffreund (es war ihr früherer Privatsekretär Sir Edward Fox) hat es so gesagt: Es war ein „annus horribilis“, ein schreckliches Jahr.)

Da Ihre Majestät als international geschätztes Musterexemplar für Selbstbeherrschung gilt, werden Sie Ihrem ungleich weniger beherrschten Bauherren gestatten, dass er über 2020 manchmal etwas Ähnliches denkt.

Der Gegensatz ist übrigens „annus mirabilis“, ein wunderbares Jahr– und das können wir uns ja mindestens alle von Herzen wünschen,

Ihr Bernhard Gleim

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